prisca mosimann*, turin
Nun bin ich angekommen im Olympischen Dorf
in Turin. Zum ersten Mal verbringe ich die Zeit während eines Turnieres in einem
solchen Quartier. Seit gestern nimmt die Hektik zu, kommen fast stündlich
weitere Sportler an. Aber noch habe ich keinen Weltstar zu Gesicht bekommen.
Erstaunt bin ich, wie rigoros dieser Ort abgeschirmt wird. Es scheint mir
unmöglich, dass eine «fremde» Person sich hier Zutritt verschaffen könnte.
Die sicherheitskontrollen sind streng.
Jedes Mal, wenn wir ins Olympische Dorf zurückkehren, müssen wir lange
Kontrollen über uns ergehen lassen. Allerdings scheint mir das Ganze noch nicht
richtig abgestimmt und koordiniert zu sein. So werde ich einmal aufgefordert,
die Jacke auszuziehen, damit ich anschliessend von oben bis unten abgetastet
werden kann, das nächste Mal kann ich fast unbehelligt passieren und wenig
später muss ich sogar den Inhalt meines Rucksacks auspacken, ja auch mein
Necessaire wird ausgeleert und alle Gegenstände werden genaustens untersucht.
Sie können sich sicher vorstellen, wie das dann aussieht, wenn wir mit der
ganzen Equipe ins Olympische Dorf marschieren. Bis da alle durchsucht sind,
vergehen schon einige Minuten.
Am Samstag beginnt für uns mit dem Spiel gegen die USA das Olympische Turnier
und ich blicke dem Start zuversichtlich entgegen. Wohl haben wir vorgestern
gegen die Schwedinnen 1:6 verloren, doch wir waren nicht so klar unterlegen wie
das Resultat vermuten lässt. Dennoch haben wir zu spüren bekommen, dass Schweden
ein reines Profi-Team stellt. Technisch und physisch bestanden grosse
Unterschiede zu unserem Team. Dafür haben wir am Montag Italien 4:0 besiegt und
bewiesen, dass wir in Turin ein gutes Turnier abliefern können.
*Prisca Mosimann (1975). Die Langenthaler Lehrerin bestreitet mit dem Schweizer
Frauen-Eishockey-Team das Olympische Turnier. Die Verteidigerin des DHC
Langenthal wird in den nächsten zweieinhalb Wochen regelmässig ihre Eindrücke
von den Olympischen Spielen in Turin schildern.