Eishockey – nur für harte Männer? Von
wegen. Gestern zeigten junge Frauen in Hasle, dass auch sie die körperbetonte
und rasante Sportart beherrschen. «Heute wird zum ersten Mal in der Sporthalle
Brünnli Dameneishockey gespielt», sagt Ernst Marti, Verwaltungsratsvize der
Brünnli AG. Dementsprechend stolz ist er, dass der von der Schweizerischen
Eishockey Amateurliga (SEAL) organisierte Swiss Women Cup ausgerechnet im
Brünnli stattfindet. «Der Cup bietet Spielerinnen, die nicht an der Olympiade
teilnehmen, eine zusätzliche Spielgelegenheit», so Marti.
Wenig
Zuschauer
Männereishockey spielt sich oft in
grossen Stadien ab. Die Zuschauer strömen in Scharen hin und unterstützen
lauthals ihre Mannschaft. Nicht so in Hasle. Nur wenig Publikum befindet sich
beim Anpfiff auf der Tribüne. Zu den treuen Fans gehört Ruth Buri aus
Thunstetten. Ihre Töchter Sandra und Manuela kämpfen beim DCH Langenthal.
Dieser trifft im ersten Spiel auf die Lady-Dragons /EV Zug. Es ist still im
Eisstadion. Keine Anfeuerungsrufe ertönen. Beim ersten Tor, das Langenthal in
Führung bringt, kommt dann doch kurz ein Jubeln auf.
Einige
Minuten später wird die Oberaargauerin mit der Nummer 18 von einer Lady-Dragon
gefoult und fällt hin. Gestützt von zwei Kolleginnen, verlässt die Verletzte
das Eisfeld. Es ist die Tochter von Ruth Burri. «Ja, Angst ist immer
vorhanden», gibt sie zu, während sie versucht abzuschätzen, wie schlimm die
Blessur ausgefallen ist. Erleichterung: Die Tochter kehrt auf Eis zurück.
Training
am späten Abend
Während der erste Match noch auf
Hochtouren läuft, machen sich die Spielerinnen der Kombigruppe EHC
Illnau-Effretikon/SC Reinach in der Garderobe parat. Silvia Köppel betreut die
Mannschaft Reinach seit Jahren. «Ich behandle Wehwehchen, fungiere als
Psychologin und bin für das Material zuständig», berichtet sie. Auch ihre
19-jährige Tochter Sarina ist mit von der Partie – als Torhüterin. Weiter zum
Team zählt Larissa Tschantré. Eigentlich spielt die junge Frau bei Lyss, «doch
der Club wollte nicht am Turnier teilnehmen; so fragte ich Reinach an»,
erklärt sie. Die 25-Jährige ist gerade dabei, verschiedene Schutzteile
anzuziehen. «Wir tragen die gleichen Sachen wie die Männer, Knieschoner,
Brustpanzer und ‹Glöggeler›.»
Doch es
gibt frappante Unterschiede gegenüber ihren männlichen Kollegen.
«Dameneishockey gilt eindeutig als Randsportart», sagt Tschantré.
Beispielsweise finde das Training der Frauen an den meisten Orten erst am
späteren Abend statt, weil vorher das Eis von diversen anderen Clubs genutzt
wird. Auch gestalte sich die Sponsorensuche als sehr schwierig. «Uns fehlt es
eben an Medienpräsenz», begründet die Spielerin das Ausbleiben der Investoren.
Nach rund einer Stunde ist der erste Match beendet. Langenthal verlässt das
Eisfeld als Siegerteam. Aus der Garderobe der Oberaargauerinnen ertönt laute
Musik. Die Spielerinnen wirken ausgelassen. Sie sind mit dem 3:1-Resultat
zufrieden. «Jetzt werden wir erst erst einmal 15 Minuten auslaufen», erklärt
Stürmerin Monika Siegenthaler, während sie die Bändel ihrer Turnschuhe
schnürt. Danach gibts eine kurze Pause. «Und dann heisst es: Einlaufen.» Denn
schon bald müssen die Eishockeyspielerinnen ihr Können erneut unter Beweis
stellen. Ihre nächsten Gegnerinnen kommen aus der Südschweiz und spielen bei
den Mannschaften HC Lugano/Lario Halloween Como.